Besonders viele Gasheizungen: Gaskrise trifft NRW besonders hart

Die Sorge vor Lieferengpässen und stark steigenden Preisen treibt in Deutschland derzeit alle Menschen um, die mit Gas heizen. Dabei gibt es nirgendwo so viele Betroffene wie in NRW und Niedersachsen: Dort gibt es einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Wohnungen, die mit Gas beheizt werden. Die amtlichen Statistiker haben jetzt genaue Zahlen dazu veröffentlicht.

Düsseldorf. Etwas mehr als jede zweite Wohnung in Deutschland wird überwiegend mit Gas beheizt. Genau sind es 52,1 Prozent. Das haben die Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt jetzt als Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung bekannt gegeben. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wird dabei überdurchschnittlich häufig mit Gas geheizt. Den bundesweiten Höchstwert erzielt die statistische Region Weser-Ems mit einem Gasanteil von 85,2 Prozent.

Direkt dahinter folgt der Regierungsbezirk Arnsberg in NRW: Hier werden 68,7 Prozent der Wohneinheiten vornehmlich mit Gas beheizt. Auch die anderen Regierungsbezirke in NRW kommen auf sehr hohe Gasanteile bei der Wohnungsbeheizung. Im Regierungsbezirk Münster sind es 65,2 Prozent, Köln kommt auf 63,9 und Düsseldorf auf 62,4 Prozent. Im Regierungsbezirk Detmold sind es 62,0 Prozent. Grob kann man also sagen: Rund zwei Drittel der Wohneinheiten in NRW sind mit Gasheizungen ausgestattet.

Heizenergie: NRW hochgradig abhängig von Gas

Die amtlichen Zahlen stammen aus dem Mikrozensus von 2018. Der <link https: www.hausundgrund-verband.de fileadmin root media downloads nrw-wohnkostenbericht_2021_online.pdf _blank download file>NRW-Wohnkostenbericht 2021 ermittelte für ganz NRW einen Gasanteil von 66,4 Prozent – es hat sich also nicht gar zu viel geändert in den letzten Jahren. Das ist ein sehr hoher Anteil – ausgerechnet im mit Abstand größten Bundesland. In der Folge ist Nordrhein-Westfalen von der aktuellen Gaskrise ganz besonders schwer betroffen, sehr viele Menschen im Land werden die stark steigenden Gaspreise zu spüren bekommen.

Ganz anders sieht es im Süden und Osten der Republik aus. Die statistische Region Trier hat mit 23,5 Prozent den geringsten Anteil an Gasheizungen, gefolgt vom Regierungsbezirk Niederbayern mit 24,5 Prozent. In den Bayerischen Regierungsbezirken Oberpfalz (33,9 Prozent), Oberbayern (37,1 Prozent) und Oberfranken (38,1 Prozent) verfügt nur ein gutes Drittel der Wohnungen über eine Gasheizung. Auch Berlin kommt lediglich auf 37,4 Prozent. Dort ist die Verwundbarkeit für Lieferengpässe und Preisanstiege beim Erdgas also wesentlich geringer als in NRW.

Im Neubau ist die Gasheizung auf dem Rückzug

Auch im Neubau ist die Gasheizung noch immer sehr beliebt. Mit 44,9 Prozent blieb Gas in den Jahren 2016 bis 2020 der beliebteste primäre Heizenergieträger. Die Umweltthermie holt allerdings stark auf und kommt mit 32,4 Prozent auf den zweiten Platz der beliebtesten Heizenergieträger. Unter den Begriff „Umweltthermie“ fällt die immer beliebtere Erdwärmepumpe und die Luftwärmepumpe. Aber auch beim Neubau zeigen sich große regionale Unterschiede. Auch im Neubau ist der Nordwesten also weiterhin besonders gasfreundlich.

Im Landkreis Aurich (Niedersachsen) wurden im Zeitraum 2016 bis 2020 stolze 91,9 Prozent der Neubauten mit Gasheizung gebaut. Auch die Landkreise Leer und die Stadt Bremerhaven kommen mit guten 90 Prozent auf extrem hohe Gasanteile beim Neubau. In Nordrhein-Westfalen ist der Kreis Steinfurt Spitzenreiter: Dort waren im fraglichen Zeitraum 72,2 Prozent der Neubauten mit Gasheizung ausgerüstet. Auch in den Kreisen Borken (65,0 Prozent), Warendorf (64,4 Prozent) und Mettmann (64,8 Prozent) setzen noch fast zwei Drittel der Bauherren auf Gas.

Die starke Verbreitung von Gas als Heizenergieträger im Nordwesten Deutschlands hat nicht zuletzt einen geografischen Grund: Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen grenzen an die Niederlande, die in den letzten Jahrzehnten sehr viel Gas auf kurzem Wege direkt an ihre Nachbarn geliefert haben. In den letzten Jahren haben die Niederlande die Gasförderung aber weitgehend zurückgefahren. Wie berichtet mussten daher viele Heizungen in NRW umgerüstet werden, um russisches Gas nutzen zu können, das eine etwas andere chemische Zusammensetzung hat.

zurück zum News-Archiv