Brandgefahr und Dämmstoffe: Erhöht eine Fassadendämmung die Brandgefahr?

Im Zuge der Wärmewende kommt der Dämmung von Fassaden eine große Bedeutung zu. Allerdings sind die Dämmungen in den letzten Jahren auch immer wieder durch negative Schlagzeilen in Bezug auf Brandgefahren aufgefallen. Daher fragen sich viele Eigentümer: Wie gefährlich sind Dämmungen, welche Vorschriften gibt es und wie kann das Brandrisiko vermindert werden?

Berlin. Bei fachmännischer Installation und Einhaltung der baurechtlichen Vorgaben verschlechtert eine Dämmung den Brandschutz des Eigenheims in keinem Fall. Zwar fielen in den Debatten vergangener Jahre angesichts verheerender Hochhausbrände häufig die Begriffe Dämmungen, Fassaden und Brandgefahr in einem Satz. Doch hier muss differenziert werden. Richtig ist, dass jahrzehntealte Fassadendämmungen nach altem Baustandard konstruiert wurden und nicht mehr den heutigen Brandschutzmaßnahmen entsprechen. In diesen Fällen stellt sich demnach die Frage, ob eine Sanierung notwendig ist.

Heutzutage unterliegen Dämmungen in Deutschland strengen Brandschutznormen. Die Auswahl des Dämmstoffes und dessen Montage ist in der Landesbauordnung gesetzlich festgelegt. Dabei unterscheiden sich die Anforderungen je nach Gebäudeklasse, die sich aus der Höhe und Fläche des Bauwerks ergibt. Simpel ausgedrückt: Je höher das Gebäude, desto weniger brennbar darf auch der Dämmstoff sein. Um den Brandschutz zu garantieren, ist zudem eine korrekte Montage der Dämmstoffe erforderlich. Dies sollte grundsätzlich durch einen Fachmann und im Sinne der Bauvorgaben erfolgen.

Strenge Brandschutznormen in Kraft – Klassifizierung

Zunächst einmal unterscheiden sich Dämmstoffe hinsichtlich der Beurteilung ihres Brandverhaltens nicht von anderen Baustoffen. Die in Deutschland einsetzbaren Baustoffe klassifiziert man in nicht brennbare sowie in brennbare, bei den brennbaren zusätzlich in schwer oder normal entflammbare Stoffe. In welchem Grad die einzelnen Dämmstoffe entflammbar sind, ist gemäß DIN EN 13501-1 festgelegt. Die üblicherweise eingesetzten Wärmedämmstoffe kann man grob in Kunststoffschäume wie Polystyrol, mineralische Dämmstoffe (zum Beispiel Mineralwolle) und alternative Dämmstoffe (etwa Zellulose) unterscheiden.

Mineralische Dämmstoffe sind nicht brennbar, Kunststoffschäume und die meisten alternativen Dämmstoffe sind brennbar, können aber durch Zugabe von Flammschutzmitteln in der Regel als normal oder schwer entflammbare Baustoffe produziert werden. Einen hohen Grad des Brandschutzes erreicht Mineralwolle, die aber im Vergleich recht teuer ist. Häufig kommen Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) aus Polystyrol zum Einsatz, da sie eine kostengünstige Variante darstellen.

Was ist bei Wärmedämmverbundsystemen zu beachten?

Der Brandschutz von WDVS setzt immer eine bauaufsichtliche Zulassung von aufeinander abgestimmten Komponenten als System voraus. Dabei übernimmt zum Beispiel die Putzschicht für eine bestimmte Zeit die Schutzfunktion für den brennbaren Dämmstoff von außen, eine vorschriftsmäßige Befestigung auf dem Untergrund soll die Brandausbreitung zwischen Dämmung und Wanduntergrund verhindern. Bei höheren Gebäuden müssen zudem sogenannte Brandriegel im Bereich von Wandöffnungen und umlaufend alle zwei Geschosse mit nicht brennbaren Dämmstoffen eingebaut werden. In hohen Gebäuden dürfen ausschließlich nicht brennbare Dämmstoffe verwendet werden.

Nicht vergessen sollte man, dass auch viele andere Baustoffe des Hauses brennbar sind – ganz zu schweigen von der Inneneinrichtung. Die meisten Einrichtungsgegenstände wie Möbel, Vorhänge oder Holzverkleidungen sind aus leicht entflammbaren Materialien hergestellt und erfüllen keinerlei Brandschutznormen. Gleichzeitig entstehen die meisten Wohnungsbrände innerhalb der Räume, zum Beispiel durch defekte technische Geräte oder Fahrlässigkeit. Insofern wird durch die Wahl eines bestimmten Bau- oder Dämmstoffs nie das Brandentstehungsrisiko erhöht; die entsprechenden Materialien können aber einer Brandausbreitung entgegenwirken.

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