Gerettete Braunkohle-Dörfer: Immobilienvermarktung gestartet

Fünf zu Erkelenz gehörende Dörfer sollten dem Braunkohle-Tagebau Garzweiler II weichen und wurden leergezogen. Dann fiel im Oktober 2022 der Beschluss zum Kohleausstieg. Damit stand fest: Die Dörfer können doch stehen bleiben. In die Geisterdörfer soll wieder Leben einkehren. Nachdem zuerst die Voreigentümer Häuser zurückkaufen konnten, wird jetzt öffentlich vermarktet.

Düsseldorf. Im Zuge der Wiederbelebung der Erkelenzer Geisterdörfer hat jetzt die nächste Etappe begonnen: Seit Freitag (28. November 2025) läuft die öffentliche Vermarktung von Häusern in den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath. Die ersten 25 Objekte wurden im Zuge dessen in den einschlägigen Online-Immobilienportalen inseriert. Insgesamt sollen in den nächsten Jahren mehr als 500 Immobilien in den fünf Dörfern schrittweise an neue Eigentümer vermarktet werden.

Das hat das zuständige Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung jetzt mitgeteilt. Die öffentlichen Kaufangebote sind der zweite Schritt im Prozess zur Wiederbelebung der Dörfer, die einst für den Braunkohletagebau Garzweiler II leergezogen wurden und durch den beschlossenen Kohleausstieg jetzt doch nicht mehr weggebaggert werden müssen. In der ersten Phase hatte man die Häuser ihren Voreigentümern und deren Kindern zum Rückkauf angeboten. 

Insgesamt 39 Umsiedler hatten bis zum Fristablauf am 1. Juli 2024 Interesse an einem eventuellen Wiedererwerb bekundet. Davon baten 18 bis November 2024 um die Erstellung eines Verkehrswertgutachtens. Inzwischen liegen diese Gutachten alle vor und ein Objekt ist tatsächlich bereits an seine ehemaligen Eigentümer zurückverkauft worden. Es laufen außerdem noch Gespräche mit 10 weiteren Rückkaufinteressenten, sieben vormalige Eigentümer haben bereits abgesagt.

Rückkauf durch Voreigentümer endet – Allgemeinheit kommt zum Zuge

Im ersten Quartal 2026 soll das gesamte Projekt „Rückkauf durch Voreigentümer“ dann abgeschlossen sein. Nachdem die umgesiedelten Voreigentümer ihre Chance auf einen Rückkauf bekommen, jedoch nur zum Teil gewahrt haben, bleiben nun im zweiten Schritt zahlreiche Häuser übrig, welche an weitere Interessierte verkauft werden können. Bislang gehören die Gebäude dem Braunkohle-Unternehmen RWE Power, welches sie von den umgesiedelten Eigentümern erworben hatte.

Der Verkauf der Häuser ist eingebettet in ein Gesamtkonzept zur Revitalisierung der Dörfer. „Mit viel positiver Energie werden aus den ehemaligen Braunkohle-Dörfern Zukunftsdörfer. Sie sind damit ein wichtiges Symbol für den Wandel. Zusammen gestalten wir das Rheinische Revier“, sagte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hierzu. Dazu gibt es ein städtebauliches Entwicklungskonzept. „Dessen Ziel ist es, die Identität der Dörfer zu bewahren und eine langfristig tragfähige Weiterentwicklung zu ermöglichen“, heißt es vom NRW-Bauministerium.

Revitalisierung geht über Neubesiedlung hinaus

Im Zuge dessen sollen etwa die ehemaligen Kirchen in Keyenberg und Kuckum und die Kapelle in Berverath als Baudenkmäler erhalten und durch neue Nutzungskonzepte für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden. Die sozialen, öffentlichen sowie technischen Infrastrukturen der Ortschaften werden von der Stadt Erkelenz übernommen. Für die Kommune stellt die Revitalisierung ihrer zwischenzeitlich zu Geisterdörfern gewordenen Ortsteile ein Großprojekt dar. Sie wird mit Fördermitteln vom Land dabei unterstützt.

„Der Verkauf der ersten Anwesen ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Zukunftsgestaltung auf Basis unseres städtebaulichen Entwicklungskonzepts. Ich freue mich auf alle Menschen, die gemeinsam mit uns die Identität und Zukunft der Ortschaften mitgestalten“, wird der Bürgermeister von Erkelenz, Stephan Muckel (CDU), vom NRW-Bauministerium zitiert. Die Kommune hat im Rahmen der kommunalen Planungshoheit die Federführung beim Revitalisierungsprozess inne.

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