Wiesbaden. Die Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr in Deutschland um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Insgesamt bekamen 380.914 Wohnungen eine Baugenehmigung – einen so hohen Wert gab es seit dem Jahr 1998 nicht mehr, also seit 23 Jahren. Das hat das Statistische Bundesamt jetzt mitgeteilt. Getragen wurde das Wachstum demnach vor allem von Zweifamilienhäusern, die um 25,1 Prozent zulegten.
Dabei handelte es sich vor allem um Doppelhäuser und Einfamilienhäuser mit Einliegerwohnung. Insgesamt rund 32.000 neue Wohnungen in solchen Gebäuden genehmigten die Bauämter im letzten Jahr. Beim Einfamilienhaus lag das Plus dagegen nur bei 0,9 Prozent, beim Mehrfamilienhaus waren es 2,2 Prozent. Ebenfalls nur auf ein Plus von 0,9 Prozent kamen die Genehmigungen neuer Eigentumswohnungen.
Sehr stark zeigte sich der Trend zur Schaffung von Wohnraum in Gebäuden, die im Wesentlichen eigentlich nicht für Wohnzwecke vorgesehen sind. Um 15,1 Prozent stieg die Zahl der neu genehmigten Wohnungen in Nichtwohngebäuden im Jahr 2021. Ebenfalls sehr groß ist der Zuwachs bei Projekten, die neue Wohnungen in Bestandsgebäuden schaffen: In diesem Bereich erteilten die Bauämter 7,3 Prozent mehr Baugenehmigungen als im Vorjahr.
Hohe Materialkosten sorgen für Trendwende bei geplanten Baustoffen
Interessant ist, dass die verwendeten Baumaterialien für die neu genehmigten Projekte deutliche Veränderungen zeigen. Die Zahl der genehmigten Häuser, die vorwiegend aus Holz gebaut werden sollen, sank in der zweiten Jahreshälfte um 2,6 Prozent. Bei Stahl und Stahlbeton zeigte sich ein Rückgang von 9,8 Prozent. Das ist eine massive Trendwende, denn bis zur Jahresmitte hatten Holzhäuser noch einen Zuwachs von 15 Prozent, bei Stahl und Stahlbetonbauten waren es sogar 32,6 Prozent Plus gewesen.
Ursache für die Entwicklung sind die starken <link https: www.hausundgrund-aachen.de aktuelles einzelansicht-aktuelles rekord-baupreise-steigen-so-stark-wie-seit-51-jahren-nicht-mehr-1949 _blank external-link-new-window external link in new>Preisanstiege bei diesen Baustoffen. Rohstoffmangel, hohe Nachfrage im In- und Ausland sowie Lieferengpässe haben die Preise für Holz, aber auch für Stahl und Stahlbeton deutlich in die Höhe getrieben. <link https: www.hausundgrund-aachen.de aktuelles einzelansicht-aktuelles baupreise-mit-staerkstem-anstieg-seit-51-jahren-2011 _blank external-link-new-window external link in new>Wie berichtet ist das Bauen dadurch erheblich teurer geworden. Kein Wunder, dass viele Bauherren darauf reagiert haben und alternativ etwa auf Mauerwerk aus Ziegeln setzen.
Viele neue Baugenehmigungen: Kein Anlass für zu großen Optimismus
Die Zahl von fast 381.000 genehmigten neuen Wohnungen erweckt auf den ersten Blick den Eindruck, als sei das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr bereits in greifbarer Nähe. Doch der Eindruck sollte nicht täuschen. Einerseits geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass der hohe Zuwachs bei den Zweifamilienhäusern auf Einmaleffekten beruht. Das Auslaufen des Baukindergeldes und der KfW-55-Förderung hätten zu den hohen Antragszahlen beigetragen.
Andererseits wird nicht jedes genehmigte Projekt auch zeitnah umgesetzt. Der sogenannte Bauüberhang – die Zahl genehmigter, aber noch nicht gebauter Wohnungen – <link https: www.hausundgrund-aachen.de aktuelles einzelansicht-aktuelles bilanz-2020-mehr-als-300000-neue-wohnungen-fertiggestellt-1860 _blank external-link-new-window external link in new>wächst seit Jahren. Wie er sich im Jahr 2021 entwickelt hat, ist aber noch unklar: Die entsprechenden Zahlen hat das Statistische Bundesamt wie jedes Jahr für die Jahresmitte angekündigt. Insofern ist die Zahl der Baugenehmigungen nicht mehr und nicht weniger als ein wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der Bautätigkeit.