Düsseldorf/Aachen. Damit Bauen in Deutschland nicht zum Luxusgut wird, hat NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) jetzt ein Baukosten-Moratorium gefordert. „Frau Geywitz muss sich mit dem Vorschlag eines Baukosten-Moratoriums ernsthaft auseinandersetzen“, sagte Scharrenbach gegenüber dem Nachrichten-Portal T-Online an die Adresse der neuen Bundesbauministerin. Ein solches Moratorium soll nach Scharrenbachs Vorstellungen vor allem bei den immer strengeren Bauvorschriften ansetzen, die seit Jahren die Baukosten anheizen.
„Die Anforderungen, die der Bund an Häuslebauer stellt, sind unfassbar hoch“, sagte Scharrenbach zu T-Online. Ihr Ansatz: Die geplanten Bauvorschriften und alles, was den Bau die kommenden Jahre verteuere, müssten einem Realitätscheck zu unterzogen werden. Dabei hat sie auch ganz konkrete Wünsche an den Bund: Der sollte nach Scharrenbachs Meinung von einer weiteren Verschärfung der Energieeinsparregeln die Finger lassen. Das ist das Gegenteil von dem, was der neue Bundesklimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) plant.
Habeck möchte – im Einklang mit dem Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung – strengere Vorschriften für den Neubau. Unter anderem strebt er eine Solarpflicht für Dächer von Gewerbeobjekten an und möchte, dass Solaranlagen auf neu gebauten Wohnhäusern die Regel werden. Scharrenbach warnte dagegen davor, Klimaschutz und bezahlbaren Neubau gegeneinander auszuspielen. Der Ansatz der CDU-Politikerin ist dabei im Grundsatz nicht neu: Sie verfolgt ihn selbst in Nordrhein-Westfalen seit Beginn ihrer Amtszeit.
NRW kämpft seit Jahren gegen Baukosten-Anstieg
So hatte Scharrenbach gleich nach Übernahme ihres Ministeramts im Sommer 2017 die Novelle der NRW-Bauordnung gestoppt gestoppt, um Änderungen herauszustreichen, die zu höheren Baukosten hätten führen können. Sie berief eine Baukostensenkungskommission ein, in der sich auch Haus & Grund Aachen mit seiner Expertise einbringt. „Wir begrüßen jedes Engagement gegen steigende Baukosten“, sagt Geschäftsführer Tobias Hundeshagen. „Es ist in der Tat wichtig, zu verhindern, dass politische Beschlüsse das Bauen unnötiger Weise verteuern.“
Es sei allerdings auch schwierig, allen Ansprüchen und Erwartungshaltungen gerecht zu werden. „Brandschutz und Barrierefreiheit kosten beispielsweise viel Geld, aber möchte man in diesem Bereich wirklich Abstriche machen?“ Zugleich sei die Gesetzgebung auch nicht der einzige preistreibende Faktor. „Aktuell tragen gerade auch wirtschaftliche Gegebenheiten wie Materialmangel, Inflation und Fachkräftemangel auf dem Bau in erheblichem Maße zu den steigenden Baukosten bei“, stellt Hundeshagen fest. „Hier Entlastung zu schaffen, ist für die Politik wohl kaum möglich.“
In der Tat: Auch in NRW ist Bauen in den letzten Jahren immer teurer geworden – trotz Baukostensenkungskommission. „Allerdings wäre der Preisanstieg ohne die Bemühungen in Nordrhein-Westfalen noch höher ausgefallen“, ist Amaya überzeugt. „Gerade weil einige Preistreiber gar nicht auszuschalten sind, ist es wichtig, dass die Politik dort entschieden handelt, wo sie es kann: Bei den Bauvorschriften.“