Schwache Baukonjunktur: Fertighäuser als Ausweg?

In Zeiten stark gestiegener Baukosten wird die Fertigbauweise immer wieder als preisgünstigere Alternative ins Spiel gebracht. Doch die amtliche Statistik macht jetzt deutlich: Fertighäuser sind zwar in der Tat etwas preiswerter und trotzen der schwachen Baukonjunktur besser als konventionelle Häuser. Doch Wunder sind auch durch die Fertigteile nicht zu vollbringen.

Wiesbaden. Die Zahl neu errichteter Fertighäuser ist in Deutschland laut amtlicher Statistik im letzten Jahr stark zurückgegangen: Nur noch rund 16.900 Wohngebäude entstanden 2024 aus Fertigteilen, das waren 15,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit hielten sich die Fertighäuser im Zuge der allgemein stark eingebrochenen Baukonjunktur allerdings noch ganz gut: „Der Neubau von Wohngebäuden in konventioneller Bauweise ging 2024 gegenüber dem Vorjahr um 23,0 Prozent auf 59.200 zurück.“, berichtet das Statistische Bundesamt.

Vermutlich hat diese Entwicklung auch damit zu tun, dass Bauherren Fertighäuser als schnellere und preisgünstigere Alternative zum konventionellen Wohnungsbau sehen, die sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch eher realisieren können. Allerdings zeigt die Beliebtheit von Fertighäusern schon seit vielen Jahren eine steigende Tendenz. Mit 22,2 Prozent kam im letzten Jahr mehr als jedes fünfte neue Wohngebäude in Deutschland in Form von Fertigteilen aus einer Fabrik an seinen Standort.

Fertigbauweise bei Mehrfamilienhäusern weiterhin selten

Der Klassiker unter den Fertighäusern ist das Einfamilienhaus: 85,1 Prozent der Fertighäuser entfielen letztes Jahr auf dieses Segment. Die Fertigstellungszahlen sanken 2024 um 14,9 Prozent auf etwa 14.300 Stück. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren, 2014 lag die Zahl bei 14.100. Demgegenüber entstanden 2024 bundesweit noch rund 40.100 Einfamilienhäuser in konventioneller Bauweise, was einen Rückgang um 24,3 Prozent bedeutete. Kleinere Fertigstellungszahlen in diesem Segment hat es seit der Wiedervereinigung nicht gegeben.

Demgegenüber sind Zweifamilienhäuser aus Fertigteilen vergleichsweise selten. Im letzten Jahr entstanden bundesweit etwa 1.700 Stück. Das waren 24,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Doch auch hier war der Rückgang im konventionellen Neubau noch deutlich größer: 2024 entstanden in Deutschland insgesamt rund 7.100 neue Zweifamilienhäuser und damit 26,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Noch weit weniger Bedeutung hat die Fertigteilbauweise bislang beim Mehrfamilienhaus.

Vor allem Privathaushalte setzen auf Fertighaus

Insgesamt 720 Mehrfamilienhäuser wurden 2024 in Deutschland aus Fertigteilen errichtet, mit einem Minus von 4,9 Prozent war diese Zahl allerdings im Vorjahresvergleich deutlich stabiler als bei den Ein- und Zweifamilienhäusern. Im konventionellen Neubau sanken die Fertigstellungszahlen beim Mehrfamilienhaus letztes Jahr dagegen um 15,4 Prozent auf nur noch etwa 11.900 Stück. Einen sprunghaften Anstieg erlebte der Neubau von Wohnheimen aus Fertigteilen: 60 neue Gebäude in 2024 bedeuteten ein Plus von 53,8 Prozent.

Die Zahl neuer Wohnheime in konventioneller Bauweise sank dagegen um 11,6 Prozent auf rund 100 Gebäude. Die Entwicklung der einzelnen Gebäudetypen zeigt auch ihre Auswirkungen auf die Statistik der Bauherren: So war der Bauherr eines Fertighauses im letzten Jahr in 90,9 Prozent der Fälle ein Privathaushalt. Nur in 7,9 Prozent der Bauprojekte steckten Unternehmen dahinter, in gerade mal 1,1 Prozent waren es öffentliche Träger – in diese Gruppe dürften vor allem die Wohnheime fallen.

Fertigbauweise als Rettung vor hohen Baukosten?

Die amtliche Statistik wirft auch einen Blick auf die Preisentwicklung: Demnach kostete ein Einfamilienhaus in Fertigbauweise im Jahr 2024 lediglich 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr, während sich konventionell errichtete Wohngebäude im Schnitt um 2,9 Prozent verteuerten. Im langjährigen Vergleich zeigt sich aber, dass auch das Fertighaus nicht besonders von den stark steigenden Baukosten verschont blieb: Letztes Jahr kostete ein Einfamilien-Fertighaus stolze 62,2 Prozent mehr als vor zehn Jahren.

Bei konventionellen Einfamilienhäusern lag das Plus in den letzten zehn Jahren dagegen bei 67,5 Prozent. Die Zahlen machen deutlich, dass die Fertigbauweise tatsächlich in einem gewissen Maße die Baukosten dämpft – Wunder sind in Zeiten stark wachsender Material- und Personalkosten in der Bauwirtschaft aber auch vom Fertighausbau nicht zu erwarten. Dies dürfte erklären, warum die Fertigbauweise in der aktuell schwachen Baukonjunktur nicht zum großen Rettungsanker für den Wohnungsbau geworden ist.

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