Tiny Houses: Wohnen auf kleinem Raum

In Zeiten zunehmenden Wohnraummangels und steigender Baukosten werden die sogenannten Tiny Houses immer beliebter. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bezeichnet Häuser mit weniger als 50 Quadratmetern Wohnfläche, die als komplett fertig montiertes kleines Häuschen geliefert werden. Doch die Nutzung solcher Häuschen ist in Deutschland mit Hürden verbunden.

Berlin. „Viele Interessenten sind der Meinung, dass die Aufstellung eines Tiny Houses schnell geplant und unkompliziert in der Umsetzung ist“, berichtet Johannes Laible, Vorstandsmitglied des Tiny House Verbandes e. V. Doch ob das Mini-Haus auf Rädern oder auf einem Fundament steht – um eine Baugenehmigung kommt niemand herum, der in Deutschland ein Tiny House dauerhaft bewohnen möchte. Sobald es zu Wohnzwecken auf einem Grundstück steht, ist es als Gebäude der Gebäudeklasse 1 einzuordnen und benötigt – ebenso wie ein herkömmliches Einfamilienhaus – eine Baugenehmigung.

Zudem muss das Grundstück erschlossen sein. „Wer Frust bei der Umsetzung des Bauvorhabens vermeiden möchte, sollte auf jeden Fall eine Bauvoranfrage stellen“, rät Laible. Bauherren, die das Haus lediglich als Ferienhaus nutzen wollen, können je nach Landesbauordnung auf tolerantere Bebauungspläne setzen. Allerdings muss auch hier das Grundstück erschlossen sein.

Ist dauerhaftes Wohnen geplant, sind die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bindend. Entsprechend der Gesetzesvorgaben muss ein Tiny House natürlich auch gedämmt werden. Da jeder Zentimeter Wohnraum zählt, ermöglichen Hochleistungsdämmstoffe, die eine geringere Stärke als herkömmliche Varianten aufweisen, schlanke Wandaufbauten. Sie sind allerdings auch teurer als die gängigen Dämmmaterialien.

Heizsysteme kombinieren

Ein wichtiger Planungsschritt ist die Entscheidung für ein Heizsystem. Vom Holzofen oder Pelletofen über eine Infrarotheizung bis hin zur Luft-Luft-Wärmepumpe gibt es viele unterschiedliche Systeme mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Vor allem sollte man darauf achten, ob das Heizungssystem Geräusche verursacht und bedenken, dass beispielsweise Holz- oder Pelletöfen Stauraum für das Heizmaterial benötigen. Elektroheizungen wiederum können Stromfresser sein.

Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder an der Fassade ist grundsätzlich eine kostensparende und ökologische Lösung zur Stromerzeugung. Doch für den benötigten Strom an trüben Tagen, wenn die Sonne nicht scheint, sollte ein Stromspeicher eingeplant werden. Zudem ist in der Regel die Dachfläche eines Tiny Houses zu klein, um den Energiebedarf für eine Vollheizung zu decken. Zu erwägen ist daher eine Kombination unterschiedlicher Heizsysteme.

Für die Erzeugung von warmem Wasser sind Durchlauferhitzer und Elektroboiler sehr gängig. Die Luxusvariante ist ein sogenannter wassergeführter Holzofen. Der Brennraum ist dabei von einem Wassertank umgeben, und das aufgeheizte Wasser wird über Leitungen an die Ausgabestellen geführt. Im Winter dient derselbe Ofen auch als Heizung. Allerdings muss er befeuert werden, und auch hier müssen Lagerkapazitäten für das Brennmaterial vorhanden sein.

Lüftungskonzept vorsehen

„Insbesondere in kleinen Räumen sollte man ein besonderes Augenmerk auf einen ausreichenden Luftaustausch setzen. Ist dies nicht gewährleistet, besteht Schimmelgefahr. Eine kontrollierte Lüftung ist dann dringend anzuraten“, rät Johannes Laible. Ausreichend Stauraum ist bei einem Tiny House grundsätzlich Mangelware, daher sind kluge und durchdachte Innenausbauten die Lösung.

Eine herkömmliche Treppe, die in die zweite Ebene führt, benötigt Platz. Hier sind Klapptreppen, die dank eines ausgeklügelten Mechanismus seitlich an die Wand geklappt werden, eine kluge Alternative. Das gilt auch für Betten, die in großen Schubladen unter einem Podest verschwinden, oder stabile Küchenschubladen, die mit einer aufliegenden Ablageplatte zusätzliche Arbeitsfläche schaffen.

Natürlich ist auch eine Wohnraumerweiterung mit einem Tiny House möglich: beispielsweise als Aufstockung einer Flachdachgarage oder als Anbau an ein bestehendes Haus, sofern die Statik dies zulässt und eine Baugenehmigung vorliegt. Mittlerweile gibt es auch einige Tiny-House-Siedlungen, in denen die Bewohner gemeinschaftlich leben. Das hat den Vorteil, dass Flächen wie Spielplatz, Gemüsegarten oder Ladestationen für E-Autos von allen Bewohnern gemeinsam genutzt werden können.

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