Dessau-Roßlau. Geht es nach dem Umweltbundesamt, wird in Deutschland das Heizen mit Holz gestoppt. Mit dieser Forderung ließ die Behörde jetzt aufhorchen. Sie begründet das mit der Luftqualität: Durch das Verheizen von Holz werde viel Feinstaub freigesetzt – sogar mehr, als durch den Autoverkehr in den Städten. Das sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, laut Medienberichten. Er rief dazu auf, kein Holz mehr zu verheizen.
Die Aussage stößt viele Hauseigentümer vor den Kopf, die in den letzten Jahren auf eine Heizung mit Holz umgestiegen sind – aus Klimaschutzgründen. Seit Jahren nämlich wird das Heizen mit Holz als Beitrag zur Energiewende im Gebäudesektor beworben. Bei der Verbrennung von Holz wird nämlich nur so viel CO2 freigesetzt, wie die Bäume zuvor aus der Luft aufgenommen hatten. Das Heizen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz ist daher CO2-neutral und nachhaltig.
Heizen mit Holz: Bisher als umweltfreundliche Alternative gefördert
Zugleich ist es bequem geworden: Wer mit Holz heizt, muss nicht mehr Holz hacken oder sich mit großen Scheiten abgeben. Hackschnitzel und Pellets aus Holzresten haben so zur wachsenden Nutzung von Holz als Heizbrennstoff beigetragen. Wegen seiner Vorteile wurden moderne Holz-Heizungen in den letzten Jahren auch vom Staat gefördert. Wer seine Ölheizung ausbaut und auf Holz-Pellets setzt, bekommt vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen bis zu 45 prozentigen Zuschuss.
Auch über die Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur energetischen Sanierung waren bislang hohe Zuschüsse für das Heizen mit Holz zu bekommen. Genau diese Förderung ist wohl der Hintergrund, warum das Umweltbundesamt sich jetzt zur Thematik äußert. Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hat schließlich angekündigt, die Förderung für energieeffizientes Bauen komplett neu auszurichten (<link https: www.hausundgrund-aachen.de aktuelles einzelansicht-aktuelles kfw-foerderung-habeck-praesentiert-loesung-fuer-bereits-gestellte-antraege-2024 _blank external-link-new-window external link in new>wir berichteten). Das Umweltbundesamt will offenbar erreichen, dass dabei die Förderung für das Heizen mit Holz gestrichen wird.
Ziel Klimaneutralität: Die Alternativen gehen aus
Das Umweltbundesamt geht laut Medienberichten davon aus, dass jährlich in Deutschland zehntausende Menschen an den Folgen einer zu hohen Feinstaubbelastung sterben. Die strengen neuen Grenzwerte, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO im Herbst vorgeschlagen worden waren, würden demnach in Deutschland fast sämtlich überschritten. Der Handlungsbedarf, den das Umweltbundesamt hier in Sachen Luftqualität sieht, wirft zugleich die Frage auf, wie die Klimaziele für den CO2-Ausstoß im Gebäudesektor erreicht werden sollen.
Das Ende der Ölheizung ist besiegelt, die Gasheizung hat wegen des fossilen Brennstoffs auch keine langfristige Zukunft mehr. Fernwärme und auch Nahwärmenetze gibt es nur an wenigen Orten. Wer sich daran anschließt, ist zudem für alle Zeiten der Preispolitik eines einzigen Anbieters unterworfen, was zur Kostenfalle werden kann. Fernwärme ist außerdem nicht unbedingt öko, sie kann ja auch aus einer Müllverbrennungsanlage stammen. Solarthermie ist in unseren Breiten als Ergänzung, aber eher nicht zur alleinigen Beheizung eines Gebäudes geeignet.
Verunsicherung bei Eigentümern von Bestandsgebäuden
Eine Brennstoffzellenheizung ist für private Einzelanwender nicht wirtschaftlich und setzt bislang meist auf Erdgas. Ein Wasserstoffnetz ist noch ferne Zukunftsmusik. Im Neubau boomt die Wärmepumpe – obwohl sie den Nachteil hat, Strom zu verbrauchen. Der wird derzeit vielfach noch klimaschädlich aus Kohle gewonnen und birgt auf Jahre hinaus das Risiko massiver Preissteigerungen. Im Bestand hat die Wärmepumpe noch ein ganz anderes Problem: Sie erreicht nur eine Vorlauftemperatur von um die 40 Grad. Klassische Öl- oder Gasthermen laufen mit 60 bis 70 Grad.
Folge: Damit eine Wärmepumpe ein Haus angenehm beheizen kann, muss es sehr gut gedämmt sein. Außerdem sollte möglichst eine Flächenheizung (Fußbodenheizung oder Wandheizung) zum Einsatz kommen – je größer die Heizfläche, desto besser klappt es mit der geringen Vorlauftemperatur. Allerdings sind eine so starke Dämmung sowie eine Flächenheizung im Bestand meist kaum wirtschaftlich nachrüstbar. Welche Alternative bleibt da noch? So sorgt die Verlautbarung aus dem Umweltbundesamt bei Eigentümern von Bestandsgebäuden vor allem für Verunsicherung und Ratlosigkeit, welche Heizung zukunftssicher sein könnte.
