StädteRegion Aachen/Alsdorf. Die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien und Grundstücken ist in NRW im letzten Jahr um ein Viertel gestiegen: Genau 25,4 Prozent betrug das Plus, wie das Statistische Landesamt IT.NRW jetzt mitgeteilte. Insgesamt wurden 6.726 Anträge auf Zwangsversteigerung unbeweglicher Sachen gestellt. Unter dem Begriff „unbewegliche Sachen“ fasst die Statistik unbebaute Grundstücke, mit Einfamilienhäusern oder Mehrfamilienhäusern bebaute Grundstücke, Eigentumswohnungen, aber auch Garagen, Stellplätze oder ähnliche Objekte zusammen. Auch Teileigentum wird mitgezählt.
Die Daten werden von den Amtsgerichten in Nordrhein-Westfalen erhoben, welche für die Durchführung der Zwangsversteigerungen zuständig sind. Die aktuellen Zahlen für das Jahr 2024 liegen dabei zwar sehr viel höher als die Vorjahreswerte, allerdings noch weit unter dem Niveau, das noch zehn Jahre zuvor beobachtet wurde. Im Jahr 2014 waren in NRW noch 12.557 Objekte unter den Hammer gekommen. Seither ist die Zahl jedes Jahr kontinuierlich gesunken, bis schließlich im Jahr 2022 mit nur noch 4.701 Zwangsversteigerungen die Talsohle der langfristigen Entwicklung erreicht wurde.
Zinsentwicklung Ursache für mehr Zwangsversteigerungen?
Im Jahr 2023 war die Zahl erstmals wieder leicht gestiegen, auf 5.020. Rückschlüsse auf die Ursachen der Entwicklung erlaubt die amtliche Statistik nicht. Die Statistiker weisen darauf hin, dass eine Zwangsversteigerung aus unterschiedlichen Gründen angeordnet werden kann: „Sie kann beispielsweise von einer Bank beantragt werden, wenn ein Eigentümer oder eine Eigentümerin die Raten für seinen bzw. ihren Kredit nicht bezahlen kann. Sie kann aber auch zur Auflösung einer Gemeinschaft, z. B. Erbengemeinschaft, genutzt werden.“ Zur Versteigerung setzt das örtliche Amtsgericht dann eine öffentliche Sitzung an.
Soweit kommt es allerdings nicht immer, weil mitunter schon vorher ein passender Käufer für das Objekt gefunden wird. Eine genaue Zahl hierzu enthält die amtliche Statistik aber nicht. Denkbar ist, dass die zunehmende Zahl von Zwangsversteigerungen mit den erschwerten Finanzierungsbedingungen zu tun hat: Nach langer Niedrigzinsphase waren die Bauzinsen im Jahr 2022 sprunghaft angestiegen. Wer 2014 auf 10 Jahre finanziert hatte und 2024 eine Anschlussfinanzierung brauchte, sah sich daher mit deutlich höheren Zinsen konfrontiert, während die zwischenzeitlich hohe Inflation die allgemeinen Lebenshaltungskosten deutlich erhöht und damit die finanzielle Leistungsfähigkeit von Haushalten begrenzt hatte.