Wiesbaden. Die Wärmepumpe findet in Deutschland immer häufiger Einzug in Neubauten. Im Jahr 2024 hatten mit 69,4 Prozent mehr als zwei Drittel der neu errichteten Wohngebäude eine Wärmepumpe als primäre Heizenergiequelle eingebaut. Das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat sich der Anteil der Wärmepumpen im Neubau seit dem Jahr 2014 mehr als verdoppelt, damals kamen die Geräte in 31,8 Prozent der neuen Wohngebäude zum Einsatz. Das hat das Statistische Bundesamt jetzt mitgeteilt.
Erdgas liegt inzwischen mit großem Abstand auf dem zweiten Platz der meistgenutzten Heizenergieträger im Neubau: Nur noch 15,0 Prozent der 2024 fertiggestellten Wohngebäude hat eine Gasheizung als primäre Heizenergiequelle eingebaut. Das bedeutet mehr als eine Halbierung des Gasanteils in den letzten 10 Jahren: Im Jahr 2014 hatten noch 50,7 Prozent der neuen Wohngebäude eine Gasheizung bekommen. Weniger dynamisch ist die Entwicklung bei der Fernwärme: Sie kam 2024 in 8,5 Prozent der Neubauwohnungen zum Einsatz, vor 10 Jahren waren es 7,9 Prozent.
Wärmepumpe tut sich im Mehrfamilienhaus schwer
Praktisch vorbei ist dagegen die Zeit der Ölheizung, die nur noch in wenigen Sonderfällen bei Neubauten zum Einsatz kommt. Ihr Anteil sank von 1,2 Prozent im Jahr 2014 auf nur noch 0,3 Prozent im Jahr 2024. Die Veränderungen in der Heiztechnologie betreffen dabei die verschiedenen Gebäudetypen unterschiedlich stark: So boomt die Wärmepumpe vor allem im Einfamilienhaus und im Zweifamilienhaus, wo sie auf einen Anteil von 74,1 Prozent an den Neubauten kommt. Im Mehrfamilienhaus dagegen liegt der Anteil der Wärmepumpen erst bei 45,9 Prozent. Entsprechend größer ist dort der Gas- und Fernwärmeanteil.
Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Beheizung der neuen Wohngebäude in Deutschland ist derweil noch größer, als diese Zahlen es erahnen lassen. In 73,9 Prozent der 2024 fertiggestellten Wohngebäude kommen erneuerbare Energien als primäre Energiequelle für das Heizen zum Einsatz. Auch das kommt fast einer Verdoppelung im Laufe der letzten 10 Jahre gleich, 2014 lag der Anteil noch bei 38,5 Prozent. Bei den erneuerbaren Heizungstechnologien hat die Wärmepumpe klar den größten Anteil, alternative Systeme sind deutlich seltener.
Erneuerbare schon heute mit großem Anteil am Neubau
So kommen Pelletheizungen und Kaminöfen als primäre Heizenergiequelle nur in 3,6 Prozent der 2024 fertiggestellten neuen Wohngebäude zum Einsatz. Die Solarthermie liegt bei 0,5 Prozent, Biogas bei 0,2 Prozent und sonstige Biomasse kommt ebenfalls auf 0,2 Prozent. Allerdings ist insbesondere die Solarthermie zwar als primäre Heizung selten, jedoch recht beliebt als ergänzende, zweite Heizenergiequelle. Zählt man auch die sekundären Energiequellen zur Beheizung mit, kommen die erneuerbaren Energien in 82,3 Prozent der 2024 fertiggestellten Wohngebäude zumindest anteilig zum Einsatz (2014: 61,7 Prozent).
Der Trend hin zur Wärmepumpe dürfte im Neubau vorerst anhalten. So zeigt eine Auswertung der 2024 erteilten Baugenehmigungen für Wohngebäude, dass 84,8 Prozent der Objekte primär mit erneuerbarer Energie heizen sollen, mit 81,0 Prozent wird dabei in der übergroßen Mehrzahl mit einer Wärmepumpe geplant. Demgegenüber kommt Erdgas nur noch auf 3,7 Prozent Anteil. Dass der Anteil noch nicht auf 0 gesunken ist, überrascht dabei durchaus: Immerhin dürften die Gasnetze vielerorts bereits Mitte der 30er-Jahre stillgelegt werden, also schon in etwa 10 Jahren.
Im Bestand spielt die Wärmepumpe bislang kaum eine Rolle
Allerdings macht der Neubau nur einen kleinen Teil des gesamten Wohnraums in Deutschland aus. Im Bestand dominiert nach wie vor die Gasheizung: „Laut Zensus wurden zum Stichtag 15. Mai 2022 mehr als die Hälfte (53,9 Prozent) der bestehenden Gebäude mit Wohnraum konventionell mit Erdgas beheizt“, berichtet das Statistische Bundesamt. „Bei rund einem Viertel (24,7 Prozent) der Gebäude mit Wohnraum kam Heizöl zum Einsatz. Erneuerbare Energiequellen zum Heizen spielen im Gesamtbestand mit einem Anteil von 10,2 Prozent bislang eine untergeordnete Rolle.“
Die Wärmepumpe kommt demnach im Bestand bislang nur auf einen Anteil von 4,2 Prozent. Die Produktion der Geräte ist im letzten Jahr trotz des Booms im Neubau massiv eingebrochen: Mit 162.400 Wärmepumpen bauten die Hersteller in Deutschland letztes Jahr 59,4 Prozent weniger Geräte als im Vorjahr. Damit endete jäh ein seit 2019 anhaltender Trend alljährlich steigender Produktionszahlen. Hintergrund dürfte das sogenannte Heizungsgesetz sein, welches fürs Erste zu einer starken Zurückhaltung bei Heizungsmodernisierungen im Bestand geführt hat.