Wiesbaden. Der Wohnungsbau in Deutschland schwächelt. Im Jahr 2021 entstanden bundesweit 293.393 neue Wohnungen. Das sind 4,2 Prozent weniger Neubauten als im Vorjahr, die Gesamtzahl fiel damit wieder unter die 2020 übertroffene magische Grenze von 300.000 Wohneinheiten. Das hat das Statistische Bundesamt heute (23. Mai 2022) mitgeteilt. Das Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen im Jahr entstehen zu lassen, ist damit deutlich verfehlt, eine Zielerreichung angesichts der rückläufigen Tendenz sogar in weitere Ferne gerückt.
Am stärksten war der Rückgang beim Einfamilienhaus, hier sank die Zahl der Fertigstellungen bundesweit um 10,4 Prozent. Für das Mehrfamilienhaus beobachteten die Statistiker ein Minus von 3,6 Prozent, beim Zweifamilienhaus waren es 1,7 Prozent weniger als 2020. Auch die Zahl der neu gebauten Wohnungen in bereits bestehenden Gebäuden ging um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Einen Zuwachs verbuchten die Statistiker bei neuen Wohnungen in Nichtwohngebäuden. Das Plus von 6,4 Prozent bedeutete 5.317 neue Wohneinheiten.
Damit fällt dieser Bereich natürlich insgesamt nicht sehr ins Gewicht. Woran liegt die Trendwende beim Neubau, der sich in den letzten Jahren positiv entwickelt hatte? Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2021 bundesweit sogar um 3,3 Prozent gestiegen ist. Der Wille zum Neubau ist also ungebrochen – es scheitert jedoch offensichtlich an der zeitnahen Umsetzung der Projekte. Der sogenannte Bauüberhang – also die Zahl der genehmigten, aber nicht gebauten Gebäude – ist 2021 erneut deutlich gestiegen.
Größter Bauüberhang seit 26 Jahren
Das folgt einem seit dem Jahr 2008 beobachteten, langfristigen Trend, der sich jetzt allerdings noch einmal beschleunigt hat. Mit insgesamt 846.467 genehmigten, aber nicht gebauten Wohnungen lag der Bauüberhang 2021 um 8,6 Prozent höher als im Vorjahr. Es ist der größte Bauüberhang seit dem Jahr 1996, das schon ein gutes Vierteljahrhundert zurückliegt. Das Statistische Bundesamt macht die schwierige wirtschaftliche Lage im Bausektor dafür verantwortlich, dass so viele genehmigte Wohnungen nicht gebaut werden können.
Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und kräftige Preissteigerungen in Folge der erhöhten Nachfrage nach Baustoffen wie Holz und Stahl im In- und Ausland sind der eine Teil der herausfordernden Gemengelage (<link https: www.hausundgrund-aachen.de aktuelles einzelansicht-aktuelles pessimistische-prognose-bauwirtschaft-rechnet-mit-weiterem-preisanstieg-2028 _blank external-link-new-window external link in new>wir berichteten). Hinzu kommen die hohe Auslastung beziehungsweise Personalknappheit im Baugewerbe. All dies sind Probleme, denen die Politik relativ machtlos gegenübersteht. So ist es zunehmend unwahrscheinlich, dass die Ampel-Koalition im Bund ihr selbstgestecktes Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr wird erreichen können.