Wiesbaden. Die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen für Wohngebäude ist zuletzt dramatisch eingebrochen. Im April 2023 genehmigten die Behörden 31,9 Prozent weniger neue Wohnungen als im Vorjahresmonat. Das ist der stärkste Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat, der seit dem Jahr 2007 beobachtet wurde. Der Abschwung bei den Genehmigungszahlen beschleunigt sich damit weiter: Im März hatte das Minus zum Vorjahresmonat noch 29,6 Prozent betragen.
Das hat das Statistische Bundesamt heute (16. Juni 2023) mitgeteilt. Die Behörde weist darauf hin, dass die Zahl der monatlich neu erteilten Baugenehmigungen in Deutschland seit Mai 2022 durchgehend rückläufig ist. Seit Januar beträgt der Rückgang mehr als 20 Prozent pro Monat. Für das erste Quartal 2023 lag das Minus bei 27,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahlen umfassen dabei jeweils neue Wohnungen in Neubauten ebenso wie zusätzliche Wohnungen in Bestandsgebäuden.
Am stärksten ist der Rückgang im ersten Quartal 2023 beim Zweifamilienhaus: um 52,1 Prozent brach die Zahl der Baugenehmigungen in diesem Sektor ein. Auch beim Einfamilienhaus gab es einen massiven Rückgang um gut ein Drittel (33,5 Prozent). Neue Wohnungen im Mehrfamilienhaus kommen aber auch nicht viel besser davon, ihre Genehmigungszahl sank um 27,1 Prozent. Mit 48.200 Baugenehmigungen ist dieser Sektor bei weitem am größten (Einfamilienhäuser: 18.300, Zweifamilienhäuser: 5.300).
Schlechtes Klima für den Neubau in Deutschland
Die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen gilt als wichtiger Frühindikator für die weitere Entwicklung im Wohnungsbau. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass längst nicht jede genehmigte Wohnung auch wirklich zeitnah gebaut wird. Der Bauüberhang genehmigter aber nicht realisierter Wohnungen ist seit vielen Jahren hoch mit steigender Tendenz. Der Rückgang der Neubautätigkeit könnte also noch viel stärker ausfallen, als die Genehmigungszahlen es jetzt befürchten lassen.
„Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben“, schreibt das Statistische Bundesamt zu den Gründen der aktuellen Entwicklung. Auch die hohe Inflation, die stark gestiegenen Energiepreise, der Fachkräftemangel im Bausektor und die verschlechterten Förderbedingungen durch den Bund (wir berichteten) dürften ihren Beitrag zur aktuellen Situation geleistet haben.