Zwangsversteigerungen von Wohnimmobilien nehmen zu

Die angespannte Wirtschaftslage und die Probleme auf dem Immobilienmarkt machen sich inzwischen in einer besonders unschönen Art bemerkbar: Nachdem die Zahlen in den letzten Jahren stets rückläufig waren, gab es 2023 wieder deutlich mehr Zwangsversteigerungen von Immobilien als im Vorjahr. Dabei sind Wohnimmobilien besonders häufig betroffen.

Ratingen. Die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien ist im vergangenen Jahr gestiegen. Insgesamt kamen in Deutschland 12.332 Objekte im Gesamtwert von rund 3,87 Milliarden Euro unter den Hammer. Das waren 2,1 Prozent mehr Objekte als im Vorjahr 2022. Das Gesamtvolumen von 3,87 Milliarden Euro lag sogar 15,2 Prozent über dem Vorjahreswert. Damals war die Zahl der versteigerten Objekte um 8,3 Prozent gegenüber 2021 gesunken. Die jüngste Zunahme bei den Zwangsversteigerungen ist die erste seit drei Jahren und deutet insofern auf eine mögliche Trendwende hin.

Das geht aus Zahlen hervor, die kürzlich vom Fachverlag Argetra vorgelegt wurden. Das Unternehmen beobachtet seit Jahren regelmäßig die Entwicklungen der Zwangsversteigerungen, indem es die anberaumten Versteigerungstermine aller gut 500 Amtsgerichte in Deutschland zählt. Daraus ergibt sich auch die Erkenntnis, dass rund die Hälfte der Gebäude am Ende nicht vor Gericht unter den Hammer kommt, weil bereits vorher ein (Not-)Verkauf auf dem freien Markt gelingt.

Viele Einfamilienhäuser zwangsversteigert

Dabei sind es meistens Wohnimmobilien, die im Zwangsversteigerungsverfahren landen, wobei es in der großen Mehrzahl (46,5 Prozent) um ein Einfamilienhaus bzw. Zweifamilienhaus geht. Eigentumswohnungen haben dagegen nur einen Anteil von 21,5 Prozent an den Zwangsversteigerungen, Mehrfamilienhäuser und Gewerbeimmobilien kommen zusammen auf 15,4 Prozent. In 14,9 Prozent der Fälle landete ein unbebautes Grundstück unter dem Hammer, in 1,8 Prozent der Fälle traf es eine Garage.

Markant gewachsen ist die Zahl sogenannter Teilungsversteigerungen, zu denen es bei Auflösung von Erbengemeinschaften oder Ehescheidungen kommt. In 53 Prozent der Zwangsversteigerungen war dies letztes Jahr der Fall (2022: 49 Prozent). Die – in absoluten Zahlen gemessen – meisten Zwangsversteigerungen bundesweit gab es letztes Jahr in Berlin, gefolgt von München, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Duisburg. In der Liste der 40 Städte mit den meisten Zwangsversteigerungen gab es einige Neuzugänge, darunter ist neben Heilbronn, Heidelberg, Rastatt, Ludwigslust und Ingolstadt auch Düsseldorf.

NRW ist kein Hotspot für Zwangsversteigerungen

Gelsenkirchen und Siegburg schieden dagegen aus der Liste der 40 Versteigerungs-Hotspots aus. Auf 100.000 Einwohner kamen im Bundesdurchschnitt letztes Jahr 30 Zwangsversteigerungen, wobei die Schwankungsbreite recht groß war: In Bayern waren es nur 23 Versteigerungen pro 100.000 Einwohner, in Thüringen dagegen 52. Nordrhein-Westfalen ist mit einem Anteil von 20 Prozent das Bundesland mit den absolut gesehen meisten Zwangsversteigerungsverfahren.

Da ziemlich genau 21,5 Prozent der Bundesbürger in NRW wohnen, sind Zwangsversteigerungen in NRW allerdings gemessen an der Bevölkerungszahl nicht besonders häufig, sondern eher am unteren Rand dessen, was als Durchschnittswert zu erwarten wäre. Die Gründe für die insgesamt wieder zunehmende Zahl von Zwangsversteigerungen dürften in der hohen Inflation bei stark gestiegenen Zinsen und schwacher Konjunktur zu suchen sein.

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