Drei Viertel der Menschen in Deutschland wünschen sich Wohneigentum

Der Traum vom Wohneigentum – er lebt in Deutschland. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist nach wie vor ungebrochen, auch wenn er für relativ wenige Menschen in Erfüllung geht. Das zeigt jetzt einmal mehr eine aktuelle Studie – Untersuchungen dieser Art kommen seit Jahren immer wieder zu ähnlichen Ergebnissen. Die Neueste liefert auch Handlungsempfehlungen für die Politik.

Köln. Der Wunsch nach Wohneigentum ist bei den Menschen in Deutschland weiterhin stark ausgeprägt – auch wenn er in den letzten Jahren immer schwieriger zu erfüllen geworden ist (wir berichteten). Drei Viertel der Deutschen würden gerne in den eigenen vier Wänden wohnen, wenn sie es sich aussuchen könnten. Das hat jetzt ein Gutachten vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) mit dem Titel „Wohnen in Deutschland 2025“ ergeben, das kürzlich veröffentlicht wurde. Auftraggeber war der Verband der Sparda-Banken.

Die Forscher errechneten aus dieser grundlegenden Erkenntnis, dass in Deutschland 20,6 Millionen Mieter leben, die vom Umzug ins Wohneigentum träumen. Die Gründe dafür sind durchaus unterschiedlich. Ganz vorne auf der Liste der wichtigsten Motivationen für den Wunsch nach Eigentum stehen Sicherheitsaspekte: 72 Prozent der Befragten gaben als Grund für den Wunsch nach Eigentum den Schutz vor einer möglichen Kündigung an. Zudem betrachten 70 Prozent das Wohneigentum als wichtigen Beitrag zur Altersvorsorge.

Sicherheit und Freiheit sprechen für Eigentum

Den Schutz vor Mieterhöhungen nannten 67 Prozent als Argument für Wohneigentum, 64 Prozent verwiesen auf Ärger mit dem Vermieter, der Eigentümern erspart bleibt. Außerdem stuften 59 Prozent der Befragten das Wohneigentum als vergleichsweise sichere, wertstabile Geldanlage ein. Es sind aber bei weitem nicht nur Sicherheitserwägungen, welche den Wunsch nach Wohneigentum ausmachen. Der Traum, einfach sein eigenes Reich zu haben, steht ebenfalls hoch im Kurs, 69 Prozent der befragten gaben diesen Aspekt an.

Zugleich nannten 68 Prozent die freien Gestaltungsmöglichkeiten als Argument für das Eigentum. Mehr tun und lassen zu können, was man will, als es in einer Mietwohnung der Fall ist, nannten 49 Prozent der Befragten als Grund für den Wunsch nach Eigentum. Ein größerer Einfluss auf die genutzte Energiequelle ist mit 42 Prozent dagegen nur von untergeordneter Bedeutung. Ebenso nannten nur 40 Prozent der Befragten ein nicht bedarfsgerechtes Angebot an Mietwohnungen als Motivation für den Wunsch nach Wohneigentum.

Wohneigentum: Preise regional sehr unterschiedlich

Trotz dem starken Wunsch der Menschen in Deutschland nach Wohneigentum ist die Wohneigentumsquote im Land sehr niedrig (wir berichteten). „In keinem anderen EU-Land leben so wenige Menschen in den eigenen vier Wänden wie in Deutschland. Im Nachbarland Frankreich sind es 63 Prozent, in Italien 76 Prozent, in Rumänien sogar 94 Prozent“, stellen die Forscher vom IW Köln fest. Wohneigentum sei in Deutschland einfach nicht erschwinglich genug, analysieren die Autoren des Gutachtens.

Sie fanden heraus: Im Bundesdurchschnitt geben Immobilienkäufer aktuell 360.000 Euro für eine Bestandsimmobilie aus. Die ist im Schnitt 117 Quadratmeter groß – allerdings gibt es hierbei große regionale Schwankungen. In den günstigsten deutschen Städten bekommt man für die 360.000 Euro riesige Objekte: In Chemnitz reicht das Budget für 300 Quadratmeter, in Salzgitter für 246, in Bremerhaven für 228. Auch in NRW gibt es einige sehr günstige Fleckchen: In Gelsenkirchen sind für 360.000 Euro 225 Quadratmeter drin, in Herne 210 und in Hagen 199.

Mehr Wohneigentum wagen – was die Politik tun könnte

In den teuersten deutschen Städten sieht es dagegen ganz anders aus: In Heidelberg sind für 360.000 Euro nur 71 Quadratmeter zu haben, in Potsdam 70, in Freiburg (Breisgau) 69. In Berlin bekommt man für das Budget lediglich 66 Quadratmeter Wohnfläche, in Hamburg 65, in Frankfurt am Main 59 und in München muss man sich gar mit 43 Quadratmetern begnügen. In Düsseldorf sind immerhin 79 Quadratmeter drin, in Köln 75. Die Forscher des IW Köln schlagen in ihrem Gutachten gleich mehrere Maßnahmen vor, wie Wohneigentum in Deutschland wieder erschwinglicher werden könnte.

So müsse die Politik Bauvorschriften entschlacken und serielles Bauen etablieren. Serielles Bauen sei im Schnitt 22 Prozent günstiger und 16 Monate schneller als herkömmliches Bauen, rechnen die Autoren der Studie vor. Außerdem könnten durch flexiblere Baustandards die Baukosten um 15 Prozent gesenkt werden. Da die Wohneigentumsquote in anderen europäischen Ländern deutlich höher ist, empfiehlt das IW Köln außerdem, sich an deren Beispiel zu orientieren.

„In England und Nordirland profitieren Immobilienkäufer beispielsweise von einem Stufenmodell bei der Grunderwerbsteuer“, berichtet das IW. „Ersterwerber, die bis zu 425.000 Pfund investieren, zahlen diese Abgabe sogar überhaupt nicht. Dies würde Immobilienkäufer in Deutschland deutlich entlasten, denn die Erwerbsnebenkosten haben sich zwischen 2012 und 2025 fast verdoppelt.“ Zugleich empfehlen sie die in den Niederlanden üblichen Hypothekenversicherungen, welche bei Zahlungsausfall die Raten übernehmen. Das senkt das Risiko für die Banken und ermöglicht daher Finanzierungen mit weniger Eigenkapital – wenn auch auf kosten einer höheren monatlichen Belastung.

zurück zum News-Archiv